Die Idee eines Freiwilligendienstes ist ja im Grunde genommen, sehr simpel: Die Erfüllung einer Tätigkeit für die Gesellschaft, basierend auf dem eigenen Engagement.
Was zunächst als gute Alternative zum Wehrdienst galt, ist heute zu einem teuren Jahr, nicht nur für den Geldbeutel, sondern auch für die Belastbarkeit der Freiwilligen geworden.
Zu Beginn vielleicht die Basics. Ein*e Freiwillige*r in Thüringen verdient 300€ im Monat für eine Arbeit, die auf 40 Stunden in der Woche ausgedehnt werden kann.
Um genau zu sein steht im Vertrag, dass die Hälfte des Geldes als „Aufwandsentschädigung“ zu betrachten ist und die anderen 150€ dem Zweck der Lebenserhaltung, also Miete, Lebensmittel…, dient.
Klar, könnte man sagen, ist der Kern eines Freiwilligendienstes auch die Freiwilligkeit, jedoch ist das Ausmaß der Entwicklung und die Auswirkung auf den Dienst als solcher, nicht jedem*r bekannt.
Dass 150€ im MONAT nicht die simplen Kosten zum Überleben decken können, dürfte allseits bekannt sein. Denkt man diesen Gedanken zu Ende, erkennt man, dass das System besonders exklusiv auftritt.
Ein FÖJ an einem anderen Standort, als dem Elternhaus ist bei geringem Einkommen der Eltern extrem schwer zu finanzieren, trotz Kindergeld und Unterhalt.
In Anbetracht der Tatsache, dass ein FÖJ ein besonderer Boost für den Start in ein Studium oder eine Ausbildung sein kann, treibt diese Ungleichbehandlung einen tieferen Keil in die Gesellschaft und spaltet weiterhin die unterschiedlichen Einkommensklassen. Schon jetzt ist ein deutlicher Abiturient*innen-Trend in den Reihen der Freiwilligen zu erkennen.
150€ für einen 40h/Woche Job… das sollte nicht der Ton sein den die Landesregierung anstimmt, um das freiwillige Engagement und die positive Bildung für Demokratie wertzuschätzen. Dass sich vorrangig junge Menschen immer noch dafür entscheiden, sollte nicht zum Ausruhen auf den bisherigen Umständen einladen, sondern den Respekt und die Bewunderung in Form von Vergünstigungen in den verschiedensten Bereichen ankurbeln!
Ein Beispiel dafür wären Vergünstigungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Aktuell dürfen Freiwillige mit ihrem Freiwilligenausweis für 60€ im Monat ein Azubiticket erwerben und anschließend den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in Thüringen nutzen.
Jedoch ist freiwilliges Engagement in keinem Fall mit einer Ausbildung gleichzusetzen. Nur in einer sehr geringen Anzahl an Ausbildungsberufen liegt der Verdienst, genauso, wie beim FÖJ bei 300€. Alle weiteren Azubis verdienen deutlich mehr. Da sind 60€ im Monat durchaus eher finanzierbar.
Und die Entwicklung stimmt sowohl Azubis als auch Freiwillige negativ. Hat das Azubiticket letztes Jahr noch 40€ gekostet, so ist es dieses Jahr auf 60€ gestiegen. Mehr braucht man dazu wohl nicht mehr zu sagen.
Ein persönlicher Einblick macht die Umstände wohl am Besten erkennbar.
Ich verdiene 300€ im Monat. Ich muss eine Miete von 260€ bezahlen und nutze den öffentlichen Personennahverkehr. Dafür gebe ich monatlich weiter 60€ aus. Außerdem brauche ich Lebensmittel, für die ich im Monat weitere 200€ ausgebe. Ohne weitere Hobbys und außerfreiwillige Aktivitäten, bin ich zu diesem Zeitpunkt schon 220€ im Minus.
Es ist also kein Plus-Minus-Null-Geschäft. Es ist ein Verlustgeschäft.
Statt mich einfach freiwillig zu engagieren, bezahle ich 220€ monatlich für dieses Jahr.
Am 19.05.2022 setzen wir uns für eine Wende in diesen Punkten ein. Gemeinsam versuchen wir Vergünstigungen, die uns entlasten sollen, zusammenzutragen und in Gesprächen mit Frau Astrid Rothe-Beinlich, sowie Jugendorganisationen der Parteien Probleme anzusprechen, sowie Lösungen zu finden!
Für weitere Informationen, kannst du uns über unsere Email-Adresse erreichen (thueringen@foej.net) oder uns auf Instagram (@foej.thueringen) eine DM zukommen lassen!
Die Umstände sind kompliziert. Wir möchten sie verändern!
Es gibt nichts Gutes außer man tut es!