Ökiglücklich in Erfurt – Austauschtagebuch

03.03.2014: Heute ist der erste Tag unseres FÖJ-Austausches. Ich, Steffi aus Hamburg, besuche meine Freundin Kerstin in Erfurt. In der BUND Landesgeschäftsstelle Thüringen wurde ich heute auch direkt sehr lieb von allen begrüßt. Endlich erhalte ich Gesichter zu den ganzen Namen aus Kerstins Erzählungen – ein bunter, lustiger Haufen sympathischer Menschen, so wie das in einer NGO sein soll 😉 Kerstins Chef hat sich extra ein paar Aufgaben überlegt, die wir in der Woche gemeinsam erledigen können, sodass ich ihr nicht ganz nutzlos die Zeit über bei der Arbeit zuschauen muss.

04.03.2014 Als wir unser Ökiglück geplant haben, dachten wir, es wäre am coolsten, nicht in einer ganz „normalen“ Woche beim anderen reinzuschnuppern. Da wir beide Bürojobs haben, hätte das wohl nicht so die neuen Erkenntnisse gebracht. Also fiel die Wahl auf diese Woche, in der Kerstin an der Organisation einer Veranstaltungsreihe zum Thema Atomkraft beteiligt ist. Heute haben wir eine kleine Dienstreise unternommen und waren bei einer Ausstellung mit Bildern aus Tschernobyl. Eine beeindruckende Ausstellung und nebenbei lerne ich Thüringen etwas besser kennen.

05.03.2014 Ich habe mich immer noch nicht so ganz von dem Vortrag erholt, bei dem wir eben dabei sein durften. Der Fotograf und Journalist, bei dessen Ausstellung wir gestern waren – sein Name ist Alexander Neureuter – hat heute in Erfurt noch einen Vortrag über die heutigen Verhältnisse in Fukushima gehalten. Während sich die Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung langsam anderen Themen zuwendet, passieren dort wirklich erschreckende Dinge. Ich kann euch nur empfehlen, euch mal über das Thema zu informieren und möchte euch Herrn Neureuter sehr ans Herz legen, falls ihr mal die Möglichkeit haben solltet, etwas von ihm zu hören.

06.03. Abgesehen von den großen Problemen, wie Krieg und Atomkraft, sind pappige Eiswaffeln wirklich das Blödeste, das sich die Menschheit je ausgedacht hat. Ich denke, das musste mal gesagt werden. Außerdem ging es heute nach Arnstadt zur Vorbesprechung einer Veranstaltung, bei der Kerstin das FÖJ vorstellen wird. Wir FÖJler müssen schließlich jede Gelegenheit nutzen, uns ein wenig prominenter zu machen. 😉 Bei einem Telefonat mit meiner Einsatzstelle in Hamburg beschleicht mich das Gefühl, dass ich dort schwer vermisst werde, mein vereinsamter Kollege muss sich schon mit seiner Bananenschale unterhalten.

07.03.2014 Ich war heute in perfekter Spionageposition, durfte beim Treffen der Seminargruppensprecher Thüringens Mäuschen spielen. Es wurde eine Menge besprochen, an Aktionen wie Landesaktionstag und Carrot Mob herumgeplant und fleißig Kaffee und Tee konsumiert. Auch der Bundesaktionstag war Thema, wobei ich dann mal mein Insiderwissen einbringen konnte, da der ja dieses Jahr in Hamburg stattfindet. Außerdem ist mir ein weiterer Aspekt eines bundesländerübergreifenden Austauschs aufgefallen – man bekommt etwas von der Lage in anderen Ländern mit und stellt so zum Beispiel fest, dass das FÖJ keineswegs überall so selbstverständlich existieren kann wie das vielleicht bei einem selbst der Fall ist und wie viel Arbeit dahinter steckt, Finanzierung und co. zu sichern.

08.03.2014 Mit sehr viel Wehmut geht der letzte Abend meiner Erfurt-Erkundungs-Woche dem Ende entgegen. Wir haben den freien Tag und das tolle Frühlingswetter genutzt, um noch ein bisschen durch die Stadt zu wandern, saßen vor unserem Lieblingscafé in der Sonne und haben uns Hippie-Ohrringe und Rote Beete gekauft. Also, Wochenfazit: Macht einen Ökiglück Austausch! Ob ihr jetzt so eine coole Freundin wie ich habt, die auch zufällig ein FÖJ macht, oder nicht – FÖJler sind ja sowieso hauptsächlich coole Menschen und es ist echt spannend, mal in eine andere Einsatzstelle reinschnuppern zu können. Schließlich kann man nur einmal im Leben ein FÖJ machen, da sollte man doch alle Gelegenheiten nutzen, die sich so bieten 🙂 Kerstin versucht gerade, traurig zu gucken, weil ich morgen fahre, aber zum Glück kommt sie ja in zwei Wochen für eine Woche zu mir und ich darf Gastgeber spielen. Bis dahin hoffe ich, ihr plant fleißig euer eigenes Ökiglück! 😉

 

 

 

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